Bei Kaffee (aber ohne Gipfeli…) startete unser Topix-Ausflug zum 34-jährigen Firmen-Jubiläum an einem wunderbar verregneten Frühlingstag Ende April. Bekanntlich ist das Wetter immer so schön, wie man sich’s vorstellt. Die Vermutung liegt nahe, dass die Person, welche die Verbindung zu Petrus herstellen hätte sollen, wohl nicht den besten Job gemacht hat. Der Stimmung tat dies aber keinen Abbruch und wir starteten unseren Trip im Typorama in Bischofszell.
Hurenkinder, Schusterjungen, Zwiebelfisch*
«Das Typorama ist ein typographisches Museum und zugleich ein Produktionsbetrieb, in dem noch heute Druckerzeugnisse in der faszinierenden Bleisatz-Technik hergestellt werden und diese Technik bei Führungen direkt erlebt wird.» steht auf der Webseite. Begrüsst wurden wir vom langjährigen Topix-Kunden Heinz Wiggenhauser, der sich zusammen mit einem ganzen Team von erfahrenen Fachleuten für all die alte Technik im Typorama engagiert. Er zeigte uns, wie aus einer Blei-Legierung einzelne Lettern gegossen werden, und diese Buchstabe für Buchstabe aus riesigen Setzkasten zusammengeklaubt und mit Hilfe des Winkelhakens zu Zeilen und später zu einer ganzen Druckform zusammengesetzt werden. Handarbeit, Präzision im Ausrichten der Buchstaben, Gewicht eines Setzkastens und auch die unglaublichen Kosten einer Schriftgarnitur für den Bleisatz, faszinierend, nicht nur für die Digital Natives unter uns. Eine Zeitungsseite aus früheren Zeiten bekommt unter diesen Aspekten einen ganz neuen Wert.
Schriftkosten am Beispiel Helvetica aus dem Jahr 1954:
Die vollständige Garnitur Groteskschrift als Bleisatz wog 791 Kg und kostete CHF 11'390.70 zuzüglich CHF 1'500 bis CHF 2'000 pro Setzkastenregal. Dafür hätte man damals zwei VW Käfer kaufen können.
Vom Handsatz ging es unter kundiger Führung von Percy Penzel zum Maschinensatz und zur Historie des Druckens: Typograph, Linotype, Ludlow Titelsatzmaschine, Monotype, Intertype, Neotype, Linotext, Diatype, Staromat, Liberty-Tiegeldruckpresse und diverse Heidelberg-Druckmaschinen. Mit packenden Anekdoten und dem Beweis, dass auch Maschinen aus einer längst vergangenen Zeit immer noch problemlos ihren Dienst verrichten, konnte er uns begeistern.
Und plötzlich kam ein weiterer alter Bekannter mit einem iMac unter dem Arm zur Tür herein: Viktor Heer, umtriebiger Stiftungsratspräsident des Typoramas. Klar, dass zur Erinnerung ein gemeinsames Gruppenfoto gemacht werden musste. – Danke Heinz Wiggenhauser, Percy Penzel und Viktor Heer für die spannenden Geschichten und euren Einsatz für ein höchst interessantes Kulturgut.