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Tipps & Tricks

PostScript Type 1-Schriften seit InDesign 18.2 nicht mehr unterstützt

Type 1
Seit der InDesign-Version 18.2 sind Type 1-Schriften nicht mehr nutzbar. Doch was bedeutet das? Und was können Sie tun?
Nicolas Nater | aktualisiert am 22.2.2023

Zwar gibt es seit dem Jahr 2000 den OpenType-Standard, doch auch heute werden immer noch Type 1-Schriften verwendet – ein Standard aus dem Jahr 1984. In dem Jahr wurde Ronald Reagan zum zweiten Mal US-Präsident, Apple führte den ersten Macintosh ein und Frankreich wurde Zuhause Europameister mit Michel Platini als Torschützenkönig, so als Referenz. Fast vierzig Jahre danach wird Adobe den Support für diese Schriften beenden.

Was bedeutet das?

Mit Version 18.2 von InDesign (und Version 27.3 von Illustrator) hat Adobe den Support für Type 1-Schriften abgeschaltet (Quelle Adobe). Konkret heisst das, Type 1-Schriften werden in Adobe-Anwendungen in der Schriftauswahl nicht mehr angezeigt. In Photoshop ist das bereits seit 2021 so. Im InDesign werden diese mit einem kleinen «a» angezeigt, während bei OTF-Schriften «O» und bei TrueType-Schriften «TT» steht. 

Screenshot

Die Schriften mit dem kleinen «a» werden seit Version 18.2 nicht mehr angezeigt, selbst wenn sie installiert sind. 

In bestehenden Dokumenten, die Type 1-Fonts verwenden, werden diese als fehlend markiert. Sind solche Fonts in EPS- oder PDF-Dateien eingebettet, funktionieren sie da weiterhin.

Allerdings werden am 1. Januar 2023 nicht einfach alle Schriften aus der Adobe-Palette rausgeworfen. Viel mehr heisst das, dass alle Programmversionen, die danach dem 1. Januar 2023 erscheinen werden, Type 1-Schriften nicht mehr unterstützen werden. 

Alte Versionen von InDesign werden Type 1-Schriften weiterhin unterstützen, versichert Adobe. Sobald Betriebssysteme aber selbst Type 1-Schriften nicht mehr unterstützen – und das ist nur eine Frage der Zeit –, werden auch die alten Versionen der Adobe CC-Apps diese nicht mehr anzeigen. Wer also nicht automatisch seine Adobe CC-Apps aktualisieren möchte, schaltet dies am besten in der CC-App unter Account > Voreinstellungen > Allgemein > Creative Cloud laufend aktualisieren aus.

Nicht betroffen sind OpenType CFF-Schriften, die oft als OpenType Type 1-Schriften bezeichnet werden. Diese werden – mindestens aus der Adobe-Fonts-Bibliothek – weiterhin unterstützt.

Was kann ich machen?

Für wiederkehrende Aufträge lohnt es sich, diese durchzugehen und auf Type 1-Schriften zu überprüfen. InDesign weist zwar mit einem blauen Banner auf die Anwesenheit von Type 1-Schriften hin, dieser ist aber schnell ignoriert oder weggeklickt. Es gibt allerdings weitere Hilfsmittel.

Leider sind die Schrifttypen im Dialog «Schriftart suchen/ersetzen» in InDesign nur unter «mehr Informationen» jeder einzelnen Schrift ersichtlich. Mit dem Script «ShowDocumentFonts» von Peter Kahrel lassen sich die verwendeten Schriften inkl. Typ in einem Fenster anzeigen.

Zudem können Type 1-Fonts über ein Preflight in InDesign oder im PDF identifizieren werden. Im Acrobat- und pdftoolbox-Preflight ist die Option bei den Profilen unter «Zeichensätze» zu finden. Da den Punkt «Der Typ des Zeichensatzes ist» für Typ 1 und CID (Typ 1) aktivieren. Im PitStop-Preflight-Profil gibt es sie unter Fonts > Type 1-Font. Im InDesign-Preflight ist die Option unter Text > Unzulässige Schrifttypen > Type 1/Type 1 Multiple Master/Type 1 CID zu finden. Das InDesign-Preflight schlägt allerdings nur an, wenn die Schrift aktiviert ist.

Schriften identifiziert – und dann?

Wenn die Schriften einmal identifiziert sind, ist das erst die halbe Arbeit. Die andere Hälfte ist das Auftreiben kompatibler Schriften. Zwar ist es möglich, Type 1-Schriften mit Konvertern wie TransType umzuwandeln, doch diese sind nicht immer zuverlässig und verletzen in vielen Fällen die Endbenutzerlizenzvereinbarungen.

Sicherer – und korrekter – ist die Lizenzierung der OpenType-Schriften. Mit einem Adobe-Creative-Cloud-Abo (egal ob Einzelprodukt oder für alle Applikationen) erhalten Sie Zugriff auf die Adobe Fonts. In diesem Dienst können über zweitausend Schriftfamilien ohne Zusatzkosten genutzt werden. Dies hat den Vorteil, dass einfach kollaborativ gearbeitet werden kann und die Schriften nicht lokal abgelegt werden müssen. Die Nachteile: Wer die Schriften in einer anderen Software nutzen möchte, guckt in die Röhre. Und wenn die Schrift einmal aus dem Adobe-Service verschwindet, ebenfalls. Ausserdem kann bisher InDesign Server nicht mit Adobe Fonts arbeiten. 

Wer unbefristete Lizenzen wünscht und Schriften auch lokal speichern möchte, kontaktiert am besten die Topix. Wir helfen mit unserem langjährigen Know-how und unseren Kontakten gerne weiter. Ebenfalls ein Fall für die Topix: Die Schriftenverwaltung.

FontExplorer stellt Betrieb ein
Wer bisher seine Schriften mit FontExplorer X Pro verwaltete, muss sich ebenfalls nach einer Alternative umschauen, denn wie die Entwickler auf ihrer Website bekanntgaben, wird das Produkt ab dem 30. Juni 2023 nicht mehr verkauft und supportet. Unsere Empfehlung für die Alternative heisst Extensis Connect Fonts (ehemals Suitcase). Die Software erlaubt die einfache Verwaltung von Adobe Fonts und Google Fonts sowie eigens abgelegter Fonts in einer App oder im Browser. Ausserdem können diese mit dem ganzen Team geteilt und organisiert werden. Und auf dem System installierte Type-1-Schriften lassen sich einfach in einem «SmartSearch»-Ordner zusammenfassen.
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