Nicolas Nater | 10. Mai 2020
Wir alle haben schonmal einen ersten Arbeitstag erlebt. Am Morgen quetscht man sich in volle Züge und Busse, zumindest als ÖV-Fahrer. Dann spaziert man durch die Firma, stellt sich allen vor, schüttelt die Hand und freut sich auf die Zusammenarbeit. Dann gibts mal noch ein Käfeli – oder in meinem Fall ein Wässerli – der Arbeitsplatz wird bezogen und installiert und am Abend geht man voller neuer Eindrücke nach Hause.
Kaffee, Kuchen, Bier, Wein, Snacks
Nicht so an diesem 1. Mai 2020, meinem ersten Arbeitstag bei Topix. Ich hörte an diesem Tag mehr als einmal: «Das ist also dann nicht normal so», gepaart mit einem schalkhaften Schmunzeln. Zug und Bus waren wie ausgestorben, die Firma praktisch leer, Hände wurden keine geschüttelt, beim Kaffee gab's Kuchen und am Feierabend Bier, Wein und Snacks. Der Tag war nämlich nicht nur mein erster Arbeitstag, sondern auch der 31. Geburtstag der Firma Topix. Und ein Freitag noch dazu, an dem sich die Arbeitskollegen*innen am Abend jeweils zu einem Feierabendbier treffen.
Doch wie gehen Kaffeepause und Feierabendbier in dieser unüblichen Situation? Richtig: Online! Sitzungen werden über die Schweizer Plattform Veeting gemacht. So trifft sich das Team täglich um 9 Uhr in einem Veeting Room zur Online-Kafipause, denn der Grossteil arbeitet aus dem Homeoffice. Noch bevor das BAG die Arbeit von Zuhause verordnete, leitete die Geschäftsleitung diesen Schritt ein. Dank VPN und mobilen Arbeitsplätzen war der Wechsel ruckzuck umgesetzt. Nach einigen Tagen im St.Galler Büro nistete auch ich mich im heimischen Büro ein. Für mich als Techno-Polygrafen frisch aus einem Produktionsbetrieb war diese Umstellung leichter als gedacht. Morgens werfe ich mich in Arbeitskleidung – mit Jeans, aber ohne Schuhe – und bin mit einem kurzen Umweg durch die Küche schon am Arbeitsplatz. Und dank den allmorgendlichen Videomeetings habe ich auch nicht das Gefühl, den Anschluss ans neue Team zu verlieren.
VPN und Remote Access
Mich interessierte dann auch, wie unsere Kunden den Anschluss an ihre Mitarbeiter nicht zu verlieren vermochten. Auch sie mussten schliesslich vom einen Tag auf den anderen ins Homeoffice wechseln. Sven Kugler, bei Topix für die IT-Infrastruktur verantwortlich, beantwortete diese Frage mit drei Buchstaben: VPN. «Wir wurden überflutet von Anfragen für VPN-Lizenzen und Remote Access. Einige Kunden waren schon teils ausgerüstet aber oft unterlizenziert. Denn bisher hatten nur Chefs und Verkäufer einen solchen Zugang und plötzlich brauchten es alle.» Drei Wochen lang kamen fast täglich Anfragen. Die Installationen wurden per Fernzugriff getätigt. Denn: Die Topix war für die Kunden immer erreichbar. Lediglich das Büro, in welches ich mich an diesem 1. Mai begab, war fast leer.
Seitenwechsel – frisch gewagt ist halb gewonnen
Wie bin ich überhaupt in dieser Situation gelandet? Spulen wir das Band kurz zurück. Nach einer abgeschlossenen Polygrafen-Lehre, einem abgebrochenen Journalismus-Studium und letztendlich sechs Jahren Arbeit in der Produktion einer Druckerei war es Zeit für eine neue Herausforderung. In einer Weiterbildung habe ich Dieter Herzmann als Lehrperson kennengelernt. Da er in der Branche gut vernetzt ist, meldete ich mich mit der Frage bei ihm, ob er von einer freien Stelle wisse. Sein Vorschlag? Seitenwechsel. Die Topix suche nämlich jemanden. Ich dachte mir, ich höre mir mal an, wie diese Firma funktioniert. Nach einigen Gesprächen mit Fabio Sacilotto und einem Probetag habe ich meinen Vertrag unterschrieben. Eine grosse Chance aber auch ein Risiko für beide Parteien. Ich wagte mich in ein komplett neues Umfeld im für mich als Zürich-fokussierter Winterthurer weit entfernten St.Gallen. Und die Topix wagte es, einen jungen Quereinsteiger einzustellen, denn ich wechselte von der Produktion zu den Dienstleistern. Ich bringe dabei taufrische Produktionserfahrung ein und bekomme selber einen neuen Blickwinkel, betrachte ehemalige Arbeitskollegen als Kunden und ehemalige Dienstleister als Arbeitskollegen.
Als «der Neue» stimmten mich diese Erlebnisse positiv ein, wie man sich um die Arbeitskollegen*innen kümmert und wie gut der Umgang untereinander ist. Einfach eine wertschätzende Firmenkultur. Ich habe auf ziemlich allen Strecken einen ungewöhnlichen Start erlebt. So freue ich mich nach dieser speziellen Einstiegsphase in meiner Aufgabe als Spezialist für Automatisierungslösungen auf spannende Projekte!