«Piff» und «Huerenaff»
aufgeschnappt von Reto und Nicolas
Der Marschplan des zweiten Tages war nicht weniger dicht, mussten wir doch zwei Jahre Abstinenz in Sachen Mai-Ausflug nachholen. Pünktliches Morgenessen in der Gaststube mit Kaffee, frischer Milch, Orangensaft, Brot, Konfitüre, Joghurt etc. – für jeden war etwas dabei. Nur Dietmar musste sein gewünschtes Spiegelei dieses Mal leider auslassen.
In bekannter Zusammensetzung «Alter vor Schönheit», «Zentrum der Welt» und «Sonisphere – Trash Metal» ging es gemütlich nach Luzern. Dort angekommen und nachdem sich Dieter mehrfach vergewisserte, dass er sein Parkticket richtig verstaut hatte, schlenderten wir durch den wunderschönen Luzerner Wochenmarkt zum Fritschibrunnen.
Dort trafen wir Pascal «Piff» Piffaretti, Mitglied des Zunftrates, Zunftarchivar und Zeremonienmeister der
Zunft zu Safran. Bei einer kurzweiligen Altstadtführung erklärte uns Pascal mit Stolz und einer gehörigen Portion Leidenschaft die Geschichte, Traditionen, Aufgaben und die Organisation seiner Zunft.
Die Zunft zu Safran wurde um das Jahr 1400 gegründet und ist somit die älteste durchgängig amtende Zunft der Schweiz. Sie ist mit der liberalen Luzerner Politik und der Luzerner Fasnacht verbunden und zählt rund 400 Mitglieder (nur Männer…). Man kann sich nicht einfach als Mitglied anmelden, sondern muss vorgeschlagen und gewählt werden.
Der gesellschaftlich wichtigste Anlass findet jedes Jahr zur Fastnachtszeit statt. Um 5 Uhr am Morgen des Schmutzigen Donnerstags empfängt der Zunftmeister die
Fritschifamilie, bestehend aus dem Bruder Fritschi, dessen Ehefrau der Fritschene, der Kindsmagd mit Kindli, dem Narr, dem Bajazzo und den zwei Bauern. Dieser Anlass mit Urknall und Fötzeliregen eröffnet offiziell die
Luzerner Fasnacht und lockt jeweils mehrere tausend Besucher an den Fritschibrunnen. Alle haben anschliessend eine «rüdige» Party.
Vom Fritschibrunnen ging es vorbei am Fritschihaus quer durch die Altstadt zum Nölliturm, dem einzig übrig gebliebenen Rundturm der Luzerner Stadtbefestigung. Der Nölliturm ist seit rund 100 Jahren das offizielle Versammlungszentrum der Zunft zu Safran. Auf seinen vier Stockwerken gab es einiges zu sehen und zu hören.
Vom etwas modrig riechenden unteren Stockwerk führte uns Pascal ins 1. Stockwerk. Dieser Raum ist als Waffenkammer angelegt, mit Hellebarden und einer Gewehrsammlung. Dort öffnete er für uns den Panzerschrank mit dem wertvollen Zunftschatz. Zu jedem der Gold- und Silbergegenstände erzählte er uns eine spannende Geschichte oder lustige Anekdote. Am meisten erfreut haben wir uns wohl am «Huerenaff» – einer silbernen Weinkanne in Form eines Schimpansen mit napoleonischer Uniform. Da haben wir auch gelernt, dass der Begriff
«Huerenaff» für einen Stadtluzerner keine Beleidigung ist, wenn er mit einem Lächeln verwendet wird.
Erschlagen von soviel Geschichte ging es anschliessend über den Wappensaal im 2. Stock ganz hinauf in den Gesellschaftsraum mit der «Schankstube». Hier treffen sich die Zünftler regelmässig, sofern sie den beschwerlichen Aufstieg über die 125 Treppenstufen schaffen. Am Tisch des Zunftrates platznehmend und unter Vorsitz der «Zeremonienmeisterin» Bernadette durften wir einen stärkenden Apéro geniessen.
Danke Pascal «Piff» Piffaretti, für Historisches, Aktuelles und die Präsentation des Zunftschatzes, «Huerenaff»! ;-)