Drehen wir das Rad der Zeit zurück: Es gab einmal eine Zeit, in der das Auseinanderfalten, das Lesen und Zusammenfalten gedruckten Kartenmaterials ganz alltäglich war. Die abgegriffene Ferienlandkarte Italiens, das detaillierte Landeskartenblatt 1172 vom Moutatal im Massstab 1:25’000, die Wanderkarte vom Säntis, die Schul-Landkarte der Schweiz oder die komplexen Luftkarten. Man lernte in der Schule die Kartenlegende lesen, konnte die Symbolik aus dem Effeff interpretieren und wusste, Topografie und Distanzen einzuschätzen. Mit der Zeit hatte man ein detailliertes Landschaftswissen im Kopf und konnte sich mit Hilfe des Kartenmaterials gut orientieren. Manch einer starrte stundenlang auf die mit unglaublichen Details gespickten Landkarten und lernte so die Schweiz richtig gut kennen.
Überragende Qualität und Präzision der Schweizer Karten ist weltbekannt
Bei der Kartierung unseres Landes nimmt das Bundesamt für Landestopografie swisstopo als Geoinformationszentrum der Schweiz eine zentrale Rolle ein. Es ist zuständig für die Erhebung, Verwaltung und Bereitstellung von amtlichen Geodaten und das Erbringen von raumbezogenen Dienstleistungen. swisstopo erstellt die geodätischen Grundlagen der Schweiz, betreibt einen flächendeckenden Positionierungsdienst, erhebt und dokumentiert die Landschaft sowie den Untergrund. Die Produktpalette ist breit: Die Landeskarten geniessen im In- und Ausland dank ihrer Qualität und Genauigkeit ein hohes Ansehen. Weitere wichtige Produkte sind Höhen- und Landschaftsmodelle, Luftbilder, Orthofotos, geologische Daten und Karten oder Anwendungen im Internet, auf Smartphones und Tablets. Dazu gehört insbesondere der Kartenviewer des Bundes, map.geo.admin.ch.
1. Digitale Transformation der Schweiz
2. Sicherheit, Verteidigung, Katastrophenhilfe
3. Mobilität, Umwelt, Energie
4. Grundeigentum und Bauwesen
5. Wirtschaft, Innovation und Bildung
6. Arbeitswelt swisstopo
Karten im digitalen Zeitalter nicht mehr wegzudenken
Hatten die aufwendig gedruckten Karten schon früher eine grosse Bedeutung, nahm der Wert von Karten und den damit verbundenen Zusatzinformationen im digitalen Zeitalter rasant zu: Points of Interest (POI), ÖV, Verkehrsdichte, Luftqualität, optimale Routenwahl als Fussgänger, Radfahrer, mit dem Flugzeug oder ÖV und vieles mehr sind auf den Smartphones in Windeseile abrufbar. Mit der swisstopo-App für mobile Geräte können sogar dreidimensional visualisierte Orte der Schweiz in VR angeschaut werden!
Die Aufgabe
Es liegt auf der Hand, dass die Digitalisierung für swisstopo einerseits ein sehr breites Betätigungsfeld wurde, andererseits aber die Nachfrage für die Karten in Papierform abnahm. In diesem Kontext trat swisstopo mit der Aufgabenstellung an Topix heran, eine Lösung zu entwickeln, die zum einen die bestehende Kartendatenaufbereitung für den Print automatisiert und gleichzeitig die Trennung von Kartendaten- und Print-Produktion erlaubt, um Print-on-Demand (POD) zu ermöglichen.
Grösserer Variantenreichtum, kleine Losgrössen, höhere Kadenz, grösserer Automatisierungsgrad mit einem ausgeklügelten Workflow waren gefordert.
«Wir konnten für dieses Projekt eine breite Palette an vorhandenen Skills und neu erarbeitetem Know-How miteinander kombinieren. Dies war herausfordernd, machte aber grossen Spass und war für Topix als auch für swisstopo enorm zufriedenstellend.»Nicolas Nater, Topix AG
Komplexe InDesign-Dokumente und Print-on-Demand-Workflow
Der Zusammenbau der mehrere hundert Megabyte grossen Karten erfolgt bei swisstopo seit 2018 mit Hilfe von Adobe InDesign und Bordmitteln wie der Datenzusammenführung für variable Inhalte. Die Dokumente sind mit Musterseiten, mehr als 30 Ebenen, hunderten von Verknüpfungen, Absatzformaten für 4 Sprachen und ausgefeilten Zeichenformaten für Mikrotypografie höchst komplex.
In einem Proof of Concept prüfte das Projektteam, welche Lösungen zur Umsetzung der nachgenannten Anforderungen optimal wären:
Leistungspaket 1
- Automatisierung Kartenproduktion für das virtuelle Sortiment (Kantonshauptorte) sowie für die Lagerproduktion der Landeskarte in den Massstäben 1:25’000, 1:50’000 und 1:100'000 mit Data Merge Funktionalität und automatisierten Preflights
- Herstellung diverser Preview-Varianten der Titelseiten für Web mit richtigem Farbraum, Auflösung, Schärfung, Zuschnitt, Datenformaten
Leistungspaket 2
- Anbindung an Caldera RIP und LFP-Maschinen
Leistungspaket 3
- Übernahme SAP-Bestellungen
Skalierbares Toolset und Menschen, die einander verstehen
Die Wahl von Topix fiel auf Enfocus Switch für die zentrale Workflow-Automatisierung, -steuerung und Überwachung. Eingebettet in die Workflows wurden Enfocus PitStop Server für Preflight und PDF-Korrektur, Adobe InDesign Server zur Kartenerstellung, ImageMagick zur Bildverarbeitung und Axaio MadeToPrint Server zur automatisierten PDF-Erstellung. Ergänzt wurde das Ganze durch spezifisches Skripting (JavaScripte für InDesign und InDesign Server, BatchScripte, Powershell-Scripte).
Die Auflistung der Tools lässt erahnen, wieviel Know-how bei der Projektumsetzung gefordert war. Dies ist aber nur die «halbe Miete» für eine erfolgreiche Umsetzung. Genauso wichtig war die hervorragende Vorbereitung von swisstopo, das verständliche Aufzeigen der eigenen Ansprüche und Ideen und vor allem das harmonische Miteinander der beiden Teams von Topix und swisstopo.
«Sehr wertvoll war für uns die gute Zusammenarbeit während des Projekts. Das war wichtig, insbesondere aufgrund der eher komplexen Thematik und den vielen Anforderungen. Unsere Bedürfnisse wurden verstanden und aktiv abgeholt.»Renato Howald, swisstopo
Ein erster Prototyp des Workflows stand schon nach kurzer Zeit für Testzwecke bereit. Der definitive Prozess wurde so konzipiert, dass er gut skalierbar ist. Das heisst, wenn eine neue Karte oder ein neues Sortiment dazukommt, soll der Prozess möglichst unverändert funktionieren. So konnte Topix swisstopo bereits auf die Zukunft vorbereiten, denn statisch und auf Vorrat produzieren war gestern. Heute gilt dynamisch, aktuell und flexibel.
«Switch übernimmt für uns zuverlässig eine Reihe von Arbeitsschritten, die früher aufgrund der Datengrösse mit viel mühsamer Ladezeit verbunden waren. Egal, ob wir 1 oder 100 verschiedene Druck-PDFs produzieren wollen: Die Arbeit beschränkt sich neu auf wenige Klicks.»Renato Howald, swisstopo
Fazit
Das Projektteam kann stolz behaupten, dass die gesteckten Ziele der stark verbesserten Automatisierung, der Produktionsflexibilität und der präzisen Prozesskontrolle voll und ganz erreicht wurden. Damit wurde der Grundstein für weitere Projektschritte gelegt. Anstatt Stück für Stück von Hand die Karten zu erstellen, wird die Quelldatei heute in einen Hotfolder gelegt und am Ende des Workflows purzeln fixfertige PDFs raus, korrekt produziert, geprüft und strukturiert abgelegt.
Kunde |
Bundesamt für Landestopografie swisstopo, Wabern |
Aufgabe |
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Lösung |
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Kundenvorteile |
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Projektablauf |
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Installierte Software |
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Integrierte Software |
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Personen und ihre Rollen |
swisstopo
Topix AG
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